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PK Ausbildungsevaluierung zeigt Wirkung: Ärzteausbildung in Österreich wird aktuell besser beurteilt als 2023
Die Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer präsentierte die Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2024.
Zwischen März und Mai 2024 hat die Bundeskurie der angestellten Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) die bisher größte Ärzteausbildungsevaluierung aus dem Jahr 2023 wiederholt, um bei allen Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung (das heißt: alle Ärztinnen und Ärzte in Basisausbildung, Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin sowie zum Facharzt) erneut die Zufriedenheit mit der ärztlichen Ausbildung sowie etwaige Veränderungen zu den Ergebnissen von 2023 abzufragen und aufzuzeigen. „Das höchst erfreuliche Resultat: Die neue Ausbildungsevaluierung, die wir gemeinsam mit der ETH Zürich konzipiert und durchgeführt haben, zahlt sich aus. Erstens haben wir den erhofften Rücklauf von 50 Prozent der Fragebögen mit insgesamt 53 Prozent sogar noch übertroffen, zweitens hat sich gezeigt, dass sich die Bewertung der Ausbildung in allen Kategorien verbessert hat“, fasste Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, zusammen. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass aufgrund der Ergebnisse des Vorjahres viele Probleme aufgezeigt wurden und diese absolut transparent veröffentlicht wurden.
Herausragenden Rücklauf gab es 2024 in den Bundesländern Vorarlberg (76 %), Salzburg (65 %) und Tirol (63 %), Schlusslicht ist die Steiermark mit 37 Prozent.
Die Fragebögen umfassten acht Seiten und 52 Fragen, anhand derer die wichtigsten Faktoren der ärztlichen Ausbildung beurteilt werden können. „Die verbesserte Beurteilung, im Gesamtschnitt haben wir von 4,49 auf 4,63 zugelegt, zeigt, dass die Evaluierung als motivierender Faktor wirkt – die einzelnen Kliniken und Abteilungen treten in den Vergleich und wollen gut und besser abschneiden. Schon allein deswegen hat sich die Ausbildungsevaluierung neu, die wir im Vorjahr initiiert haben, ausgezahlt“, befindet Mayer.
Dass nun mehr als jede und jeder Zweite (also insgesamt über 4.800 Turnusärzte) teilgenommen hat, zeige eindeutig, so Mayer, „dass die Ausbildungsevaluierung ein Thema ist, dass Gespräche der Turnusärzte mit den Primarärzten zu diesem wichtigen Thema stattgefunden haben“. Mit der Ausbildungsevaluierung habe man es geschafft, „ein Spotlight auf einen wesentlichen Faktor ärztlichen Wirkens zu lenken. Ohne gute Ausbildung gibt es in Zukunft keine guten Ärztinnen und Ärzte. Eine gute Ausbildung ist die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung von morgen“. Die Ausbildungsevaluierung gewährt diese kontinuierliche Qualitätssicherung – die Ergebnisse von 2024 sind transparent jederzeit und unter https://www.aerztekammer.at/ausbildungsevaluierung abrufbar.
20 Prozent mit der Note „sehr gut“
Für die Auswertung und die technische Umsetzung war wie schon 2023 die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) mit Projektleiter Michael Siegrist verantwortlich. „Alle Dimensionen haben sich im Vergleich zu 2023 verbessert“, fasst dieser zusammen. Die abgefragten Dimensionen der ärztlichen Ausbildung in Österreich waren erneut „Globalbeurteilung“, „Fachkompetenzen“, „Lernkultur“, „Führungskultur“, „Fehlerkultur“, „Entscheidungskultur“, „Betriebskultur“ und „evidenzbasierte Medizin“. Am meisten hat sich die Beurteilung der Globalbeurteilung (Zufriedenheit und Weiterempfehlung der jeweiligen Ausbildungsstätte) von 4,51 auf 4,69 sowie die „evidenzbasierte Medizin“ (3,67/3,84) verbessert. Im Vergleich zur Schweiz – dort führt die ETH Zürich jährlich eine ähnliche Umfrage durch – hat sich der Rückstand leicht verringert und beträgt beim Gesamt-Schnitt nun 4,63 (Österreich) zu 4,89 (Schweiz).
„Erfreulich ist, dass nun 20 Prozent aller bewerteten Abteilungen – wenn wir in Schulnoten denken – ein ‚sehr gut‘ bzw. eine Bewertung zwischen 5,5 und 6,0 erhalten haben. Im Vorjahr waren es nur 14 Prozent“, fasste Siegrist zusammen. Allerdings habe sich der Anteil jener Abteilungen, die eher im ungenügenden Bereich liegen (Bewertung unter 3,5), mit 7 Prozent nur um ein Prozent verbessert. Das sind immerhin 69 Ausbildungsstätten mit der Note „Nicht genügend“. Eine generelle Verbesserung der Bewertung gab es aber bei den acht größten Fächern, top sind hier gleichauf „Anästhesiologie und Intensivmedizin“ und „Allgemeinchirurgie/ Viszeralchirurgie/Gefäßchirurgie“ mit je 4,71. Nach wie vor hinkt die „Basisausbildung“ – zwar leicht verbessert – mit 4,37 hinterher.
Evidenzbasierte Medizin und Basisausbildung als Sorgenkinder
Daniel von Langen, Vorsitzender des Bildungsausschusses der ÖÄK, zeigte sich über die generell bessere Bewertung erfreut, wies aber auch auf die schlechten Zeugnisse für die evidenzbasierte Medizin und die Basisausbildung hin: „Zur Evidenced based Medicine hatten wir bereits Gespräche mit den Medizin-Unis, um der Frage nachzugehen, wie die wissenschaftliche Ausbildung im Studium konkret aussieht. Mit den neuen Ergebnissen werden wir diese Meetings mit den Unis wohl wiederholen müssen, um im kommenden Jahr eine spürbare Verbesserung zu erreichen. Wir werden uns als Ärztekammer massiv dafür einsetzen, dass für diese enorm wichtige Thema mehr Ausbildungszeit möglich gemacht wird.“
Auch die konstant schlechte Bewertung der ärztlichen Basisausbildung – diese dauert neun Monate und wird unmittelbar vor dem Start der eigentlichen Facharztausbildung durchlaufen – müsse zumindest einen Nachdenkprozess anregen, so von Langen: „Entweder gestalten wir die Basisausbildung um und machen sie als weiterhin eigenständige Säule in der Ausbildung der Jungärztinnen und -ärzte attraktiver und besser. Oder wir denken darüber nach, ob man die wichtigsten Inhalte der Basisausbildung nicht bereits im Klinisch-Praktischen Jahr (KPJ) abhandeln kann und die Basisausbildung damit 1:1 ersetzt. Dieses Gedankenspiel muss erlaubt sein.“ Was in den 48 Wochen im KPJ gelehrt und gelernt wird, ist nämlich schon jetzt den Aufgaben und Lerninhalten in der Basisausbildung sehr ähnlich. „Nach dieser schlechten Bewertung durch die Ärzte in Ausbildung muss dringend eine gemeinsame Strategie mit den Universitäten und Spitalsträgern her, wie es mit der Basisausbildung weitergehen soll.“
Visitationen bei den Abteilungen mit „nicht genügend“ und ohne Rücklauf
Man werde sich jedenfalls nicht auf den grundsätzlich erfreulichen Zahlen der Ausbildungsevaluierung 2024 ausruhen. „Dass sieben Prozent der Abteilungen noch immer mit einem ‚nicht genügend‘ im ‚Zeugnis‘ dastehen, ist untragbar. Wir werden in diesen Abteilungen Visitationen anregen, um ganz genau hinzusehen, was dort falsch läuft“, unterstrich von Langen. Dazu kommt, dass sich fünf Prozent der erfassten Abteilungen stark verschlechtert haben: Ihr Kennwert ist im Vergleich zu 2023 um 1 oder mehr gesunken. „Auch das werden wir gemeinsam mit den Verantwortlichen ganz genau analysieren. Wie man sieht, es ist noch lange nicht alles gut, wir müssen dranbleiben und werden weiterhin eine konsequente und kontinuierliche Überprüfung der Qualität der ärztlichen Ausbildung in Österreich betreiben. Auch die Abteilungen ohne Rücklauf sollten genau unter die Lupe genommen werden!“
Wettkampf um die besten Köpfe aufnehmen
Generell sei es zwar erfreulich, dass sich der Unterschied zur Schweiz verringert habe, „aber es gibt noch immer einen Gap, der mir persönlich zu groß ist“, bilanzierte Harald Mayer. „Wenn die Ausbildung in unserem Nachbarland – in dem es auch keine Sprachbarriere gibt – nach wie vor besser beurteilt wird, wundert es mich nicht, dass es viele österreichische Medizinstudium-Absolventen für die Ausbildung in die Schweiz oder auch nach Deutschland zieht. Diesen Wettkampf um die besten Köpfe müssen aufnehmen und unsere Ausbildung noch mehr verbessern. Wir sind den Ergebnissen nach zu urteilen jetzt schon bei einem ‚gut‘ angelangt, ich will aber, dass die österreichische Ärzteausbildung sehr bald als Vorzugsschüler dasteht. Dafür werden wir uns als Bundeskurie angestellte Ärzte einsetzen.“
Die Ergebnisse werden nun analysiert, um Schwächen und Stärken einer Ausbildungsstätte aufzuzeigen und den Austausch zwischen den Ausbildungsverantwortlichen und den Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung zu fördern. „Die transparente Veröffentlichung der Resultate soll dazu führen, dass die Abteilungen in Konkurrenz zueinander treten, dass jeder zeigen möchte, dass er die beste Ausbildung bietet. Diesen Konkurrenzkampf werden wir anheizen, um das Qualitätsniveau weiter anzuheben“, versprach Mayer.
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Foto Credit: ÖÄK/Stefan Seelig